7.15 Aktive Lärmminderung
Allgemein
Die folgende Beschreibung bezieht sich (wegen der dort besonders großen Geräusch-Problematik) vorrangig auf Mensen und Speiseräume. Aktive Lärmminderung ist aber auch an anderen Stellen notwendig, sei es bei den neuen offenen Unterrichtskonzepten oder auch „nur“ für Personen mit Sprach- oder Sprachverarbeitungsstörungen (wie z. B. AVWS), Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS), Leistungsbeeinträchtigungen, Autismus-Spektrum-Störung (ASS) sowie Personen mit temporärem Hörverlust aufgrund von Erkältungskrankheiten. Auch für die Kommunikation in einer Sprache, die nicht als Muttersprache gelernt wurde (fremdsprachlicher Unterricht, Kinder mit internationaler Herkunft, IV-Klassen) und bei der Kommunikation mit Personen, die auf andere Weise einen Bedarf nach erhöhter Sprachverständlichkeit haben, sind geringe Störgeräusche eine Grundvoraussetzung.
Viele Störgeräusche entstehen auf dem Fußboden. Deshalb sind Teppichböden immer wieder extrem nützlich, weil die Räume dann „leiser“ sind. Die Schallabsorption von Teppichböden, die für Bildungsbauten geeignet sind, ist relativ gering (ca. 6 bis 7 m² ersetzen 1 m² guter Decke). Aber wegen der deutlich geringeren Störgeräusche sind sie immer eine hervorragende Ergänzung der raumakustischen Maßnahmen.
Speziell Mensen
Mensen werden immer wieder – auch bei Ausschöpfung aller bautechnischen Möglichkeiten zur Schallabsorption – von den Nutzerinnen als „zu laut“ empfunden. Im Sinne des Arbeitsschutzes für Küchenpersonal und aufsichtführende Lehrerinnen sind – ergänzend zur Raumakustik – weitere bauliche und organisatorische Maßnahmen zur aktiven Lärmminderung (Lärmschutz an der Quelle) zu beachten nach dem Motto:
Die Geräusche, die nicht entstanden sind,
müssen auch nicht absorbiert werden.
Die folgenden Hinweise beziehen sich vorrangig, aber nicht ausschließlich, auf Speiseräume und Mensen. Etliche können aber auch an anderen Stellen in Bildungsbauten vorteilhaft eingesetzt werden. Ausdrücklich ist darauf hinzuweisen, dass die hier beschriebenen Maßnahmen kein Ersatz für eine nicht ausreichende bauliche Schalldämpfung nach DIN 18041 sind, sondern ergänzende Maßnahmen zum Gesundheitsschutz nach den Regelwerken für Arbeitsstätten und zum Unfallschutz.
Technisch-Bauliche Maßnahmen
·
Für den Bodenbelag ist Kautschuk der „leiseste“ aller wischfähigen Bodenbeläge.
Linoleum, Holz, Laminat, Naturstein oder Fliesen (mit Fugen) sind bei der Nutzung (etwas bis deutlich) lauter.
· Sofern stapelbares Gestühl neu beschafft wird, ist ebenfalls auf eine möglichst geringe Geräuschentwicklung beim Stühlerücken zu achten. Stühle mit zwei Kufen und länglichen Gleitern sind leiser als solche mit vier Stuhlbeinen. Sie „rubbeln“ weniger auf dem Boden.
· Stühle mit Griffloch in der Lehne lassen sich auch mit einer Hand anheben und bewegen. Günstig ist, wenn das Griffloch sich relativ weit unten in der Lehne befindet, weil der Stuhl dann (mit unter dem Arm eingeklemmter Lehne) horizontal abgestellt werden kann und nicht nur auf den vorderen Füßen.
· Wenn in der Mensa und in den Klassenräumen das Gestühl zum Putzen hochgestellt werden muss, dann ist nicht nur deren Gewicht (nach Auskunft mehrerer Hersteller typischerweise je Stuhl mehr als 4 kg) zu beachten. Beim Hochstellen durch das Reinigungspersonal muss dieses je nach Größe der Mensa 300 bis 500 kg hoch (und ggfs. auch wieder herunter) stellen. Zur Lärmminderung ist aber der sichere Halt der hochgestellten Stühle wichtig, damit sie nicht beim Gegenstoßen des Besenstiels gegen die Lehne wieder „herunter-poltern“.
Abbildung 7.14 Stuhl mit labiler Auflage (links) Sitzgruppe zoniert (rechts)
Entwurf Siw Matzen
· Ein „Zonieren“ des Raumes mit Trennwänden (Achtung: Stolpergefahr bei den Füßen von freistehenden Stellwänden) verringert die Rede-Distanz und damit den Stimmeinsatz.
· Transportwagen für die Geschirr-Rückgabe fahren mit luftbereiften Rädern leiser als mit Vollgummi, insbesondere bei Fliesen-Fußböden mit Fugen.
· Ein Bekleben der Blech-Unterseiten von Transportwagen mit „Antidröhn-Pappe“ (wie unter Aluminium-Fensterbänken) verringert die Geräusche beim Geschirr-Abstellen.
Organisatorische Maßnahmen
· Das Klappern von Geschirr und Besteck ist deutlich geringer, wenn die Tischoberflächen nicht aus hartem Holz oder Kunststoff bestehen, sondern aus Tisch-Linoleum oder mit Wachstuch bzw. dicken PE-Folien abgedeckt werden. Letzteres wird in etlichen Sanierungsfällen mit Erfolg angewendet und von den Nutzern positiv bewertet.
· Eine Aufstellung der Tische mit vier bis maximal sechs Plätzen führt zu einem leiseren Verhalten der dort sitzenden Personen als an längeren Tischreihen. (Das gilt auch für erwachsene Personen.)
· Ein „Zonieren“ des Raumes mit Trennwänden (Achtung: Stolpergefahr bei den Füßen von freistehenden Stellwänden) verringert ebenfalls die Rede-Distanz.
· In mit Spülwasser gefüllte Behälter für die Besteck-Rückgabe „gleiten“ die Bestecke hinein, statt zu fallen.
· Das Essen verläuft im „Free-Flow“ leiser als im Klassenverband, weil die Kinder den Raum verlassen können, wenn sie fertig gegessen haben.
· Bei einer Aufteilung der Essenszeiten nach Jahrgangsstufen entstehen Pausen und danach wieder „großes Gedränge“ mit dementsprechend erhöhter Geräuschentwicklung.
· Eine räumliche Trennung der Ausgaben für verschiedene Menüs verkürzt die Warteschlangen.
· Ein Essen der Pädagoginnen gemeinsam mit den Kindern moderiert das Verhalten am Tisch (und gönnt gleichzeitig den Pädagoginnen selbst auch die Pause).
Pädagogische Maßnahmen
· Das Thema „Lärm“ im Unterricht fächerübergreifend (Biologie, Musik, Physik) behandeln
· ggfs. Projektwoche zum Thema „Lärmminderung“.
· Verbindliche Regeln für das geräuscharme Verhalten gemeinsam mit
den Kindern aufstellen und
vereinbaren
·
die Regeln schuleinheitlich im Konsens mit allen beteiligten Führungs- und Lehrkräften und
Kooperationspartnerinnen einführen und durchhalten.
· Optische Ruhezeichen vereinbaren / einführen (Handzeichen, kein Gong!
· Vorübergehend und vorbereitend Lärmampeln als „Übungsphase“ einsetzen
· Ein Essen der Pädagoginnen gemeinsam mit den Kindern moderiert das Verhalten am Tisch besser als laute „Maßregelung“.
Eine Veröffentlichung der Schulpsychologie aus dem Kreis Plön befasst sich intensiv mit den möglichen pädagogischen Maßnahmen: Meine Klasse ist viel zu laut. Nach meinem Verständnis sind die dortigen zahlreichen Empfehlungen und Erfahrungen wohl am ehesten im Grundschulbereich umzusetzen.
Viele weitere Hinweise, welche sich zwar vorrangig auf Kindertagesstätten beziehen, aber im Grundschulbereich ebenfalls angewendet werden können, sind der Veröffentlichung von Rennies und Nsabimana „Messung und Bewertung von Lärm in Kindertagesstätten“ zu entnehmen.
DANKE an Birte Weber von der UK Nord
für die
Gliederung nach der „T-O-P“-Regel!
Was ist bei den Organisatorischen Maßnahmen zu bedenken? · Das Klappern von Geschirr und Besteck ist deutlich geringer, wenn die Tischoberflächen nicht aus hartem Holz oder Kunststoff bestehen, sondern aus Tisch-Linoleum oder mit Wachstuch bzw. dicken PE-Folien abgedeckt werden. Letzteres wird in etlichen Sanierungsfällen mit Erfolg angewendet und von den Nutzern positiv bewertet. · Eine Aufstellung der Tische mit vier bis maximal sechs Plätzen führt zu einem leiseren Verhalten der dort sitzenden Personen als an längeren Tischreihen. (Das gilt auch für erwachsene Personen.) · Ein „Zonieren“ des Raumes mit Trennwänden (Achtung: Stolpergefahr bei den Füßen von freistehenden Stellwänden) verringert ebenfalls die Rede-Distanz. · In mit Spülwasser gefüllte Behälter für die Besteck-Rückgabe „gleiten“ die Bestecke hinein, statt zu fallen. · Das Essen verläuft im „Free-Flow“ leiser als im Klassenverband, weil die Kinder den Raum verlassen können, wenn sie fertig gegessen haben. · Bei einer Aufteilung der Essenszeiten nach Jahrgangsstufen entstehen Pausen und danach wieder „großes Gedränge“ mit dementsprechend erhöhter Geräusch-Entwicklung. · Eine räumliche Trennung der Ausgaben für verschiedene Menüs verkürzt die Warteschlangen. · Ein Essen der Pädagogeninnen gemeinsam mit den Kindern moderiert das Verhalten am Tisch (und gönnt gleichzeitig den Pädagoginnen selbst auch die Pause). |
Welche Pädagogischen Maßnahmen sind zusätzlich möglich? · Das Thema „Lärm“ im Unterricht fächerübergreifend (Biologie, Musik, Physik) behandeln, ggfs. Projektwoche zum Thema „Lärmminderung“. · Verbindliche Regeln für das geräuscharme Verhalten gemeinsam mit den Kindern aufstellen und vereinbaren,
·
Die Regeln
schuleinheitlich im Konsens mit allen beteiligten Führungs- und Lehrkräften und Kooperationspartnerinnen einführen und durchhalten. · Optische Ruhezeichen vereinbaren / einführen (Handzeichen, kein Gong!) · Vorübergehend / vorbereitend können Lärmampeln als „Übungsphase“ eingesetzt werden. · Ein Essen der Pädagogeninnen gemeinsam mit den Kindern moderiert das Verhalten am Tisch besser als laute „Maßregelung“. |
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