7.6    Bodenbeläge

Teppichböden

Viele Störgeräusche entstehen auf dem Fußboden. Deshalb sind Teppichböden immer wieder extrem nützlich, weil die Räume dann „leiser“ sind. Die Schallabsorption von Teppichböden, die für Bildungsbauten geeignet sind, ist relativ gering (ca. 6 bis 7 m² ersetzen 1 m² guter Decke). Aber wegen der deutlich geringeren Störgeräusche sind sie immer eine hervorragende Ergänzung der raumakustischen Maßnahmen. Bei den offenen Räumen neuer Lernkonzepte sind sie nach den inzwischen gewonnenen Erfahrungen unbedingt notwendig.

In vielen Unterrichtsräumen werden inzwischen Teppichböden eingesetzt. Ihr Schallabsorptionsgrad beträgt zwar nur etwa 15% mit vorrangig hochfrequenter Wirkung. Vorrangige Aufgabe des Teppichs ist jedoch nicht so sehr die Nachhallzeit-Verkürzung, sondern die Störgeräusch-Vermeidung. Das ist insbesondere für Personen mit Hörschädigung hilfreich. Hörsysteme blenden Störgeräusche erst nach einer kurzen Zeit des „Einschwingens“ aus, nicht aber den jeweils ersten Impuls.

Abbildung 7.6.1: Eingangshalle der „Elbschule“, Hamburg, mit Kugelgarn-Teppichboden während unterschiedlicher Nutzungen

Auch wenn Personen mit AVWS, ADHS oder ASS unterrichtet werden, sind Störgeräusche so gut wie möglich zu vermeiden. Sie sind häufig guthörend, aber ihnen gelingt bei Störgeräuschen die Verarbeitung der gehörten Sprache nicht. Bisweilen reagieren sie mit schreckhaften lautstarken Reaktionen und erheblicher Störung der andern im Raum anwesenden Personen.

Es ist ja nun mal wissenschaftlich erwiesen
- und nicht mehr nur die Behauptung alter Omis -
dass Kinder es zum Lernen ruhig brauchen.

Aussage einer Schulleiterin

Gegen die Verlegung von Teppichböden in Klassenräumen und Kindertageseinrichtungen bestehen aus Reinigungsgründen häufig deutliche Vorbehalte. Dass diese Vorbehalte unbegründet sind, belegt die im Kapitel 2 aufgeführte Veröffentlichung des Deutscher Allergiker- und Asthmatiker-Bundes Teppichboden ist besser für Allergiker. In den letzten Jahren hat sich das Material „Kugelgarn“ für Schulen und Kindertageseinrichtungen als besonders geeignet erwiesen.

Wenn bei Sanierungen/Ergänzungen ein Teppich eingebracht werden soll, dann ist zu bedenken, dass Nadelfilz beim Verkleben gewisse Spannungen erzeugt. Deshalb ist zunächst der Altbelag zu entfernen, der Kleber abzustoßen, der Estrich zu fräsen und neu zu spachteln. Erst danach ist ein Verkleben von Nadelfilz möglich. Kugelgarn ist dagegen spannungsfrei einzubringen, kann also nach einer Grundreinigung des Altbelages direkt verklebt werden. Das ist dann zeit- und kostengünstiger. Auch selbstliegende Teppichfliesen sind erhältlich, sodass - bei Bedarf - auch ein Austauschen einzelner Fliesen möglich ist.

Wischfähige Bodenbeläge

In etlichen Räumen ist das Verlegen von Teppichen nicht möglich, weil die Böden aufgrund der Nutzung wischfähig sein müssen. Auf diesen Böden werden Nutzungs-Geräusche mit deutlich unterschiedlichen Schallpegeln erzeugt. Einige Hersteller mach dazu Aussagen über den „Gehschall“; das ist der im eigenen Raum beim Gehen erzeugte Schallpegel. Der weitaus häufiger verwendete Begriff „Trittschall“ bezieht sich auf die Übertragung in andere Räume, meistens in den Raum unterhalb des zu beurteilenden Fußbodens.

Der Gehschall ist vorrangig von der Härte des Bodenbelages abhängig. In der folgenden Auflistung sind die Oberbeläge mit zunehmendem Gehschall-Pegel aufgeführt. Hier ist also durch die richtige Wahl sehr viel an Lärmminderung möglich.

·     Kautschuk

·     Linoleum

·     PVC-Fliesen (im Altbestand noch anzutreffen)

·     Holz und Laminat

·     Hartbeläge aus Natur- oder Kunststein, Keramik und dergleichen

·     Vollflächig (z. B. auf Estrich) verklebte Böden sind etwas leiser,
   als die mit Hohlräumen darunter (z. B. auf Dielen oder Platten auf Lagerhölzern).

Längst nicht alle Geräusche entstehen am Fußboden durch das Begehen. Im Schulischen Bereich sind z. B. die Geräusche herunterfallender Stifte oder das Umkippen von Ranzen als weitere Geräuschquellen zu nennen.

Ein ganz wesentlicher Geräusch-Anteil entsteht durch das Hinstellen und Bewegen von Gestühl. Da Stühle im schulischen Bereich meistens zwischen 4 und 5 kg wiegen, werden sie deutlich häufiger geschoben als angehoben. Dann ist für die Geräusch-Entstehung nicht nur die Härte des Materials maßgebend, sondern zusätzlich auch die Struktur der Oberfläche.

In solchen Fällen verhalten sich z. B. mit stumpfem Stoß verlegte Hartbeläge (eine ebene Verlegung vorausgesetzt) etwas leiser als solche mit Fugen. Das betrifft beispielsweise die Fußböden in Mensen. In Kindertageseinrichtungen und Schulen wird bisweilen aus Kostengründen Laminat verlegt. Bei Böden mit Holz-Imitation ist oft auch eine Struktur eingeprägt. Dann sind selbst mit Filz-Gleitern versehene Stühle nicht „leise“ und die Lautstärke differiert nochmals in Abhängigkeit von der Schieberichtung längs zur Struktur oder quer dazu. Auch ist der Verschleiß der Filz-Gleiter bei diesen Böden mit Struktur etwas höher.

Was ist bei Bodenbelägen zu beachten?

- Teppichböden sind in Bezug auf geringe Geräuschentstehung
  das „Mittel der Wahl“
- etwas teurere Teppichböden sind gut zu reinigen und extrem dauerhaft

- bei wischfähigen Böden ist die Geräuschentstehung
  stark vom Material abhängig
- eine Auswahl der Bodenbeläge nach Optik ist akustisch meist wenig hilfreich

 

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Stand 2025-02-24