7.7    Fußböden

Schallschutz

Bei den Fußböden ist als erstes - noch vor der Raumakustik - an den Schallschutz zu angrenzenden Räumen zu denken. Die Anforderungen an den Norm-Trittschallpegel lauten nach Kapitel 4.2 mindestens L’n,w ≤ 53 dB oder - in Abhängigkeit von der Angrenzung - noch (bedeutend) weniger, also leiser. In Abhängigkeit einerseits von der vorgesehenen Baukonstruktion, andererseits aber auch von der Art der Raumnutzung können sowohl Verbund-Estriche als auch schwimmende Estriche verwendet werden.

Skelettbauten mit großflächigen Nutzungen und (bei Bedarf) umsetzbaren Wänden sind ausschließlich mit Verbundestrichen und trittweichen Oberbelägen (meistens Teppich) möglich. Durchlaufende schwimmende Estriche würden zwar in vertikaler Richtung gut dämmen. Sie haben aber bei durchgehender Verlegung eine (zu) starke horizontale Schall-Längsleitung. Die ersten Schulbauten nach dem „Kasseler Modell“ lehrten sehr schnell, dass großflächig nur Verbund-estriche möglich sind. Wenn bei den neuen „offenen Lernlandschaften“ mit dem gelegentlichen Umsetzen von Wänden gerechnet werden muss, sind Verbundestriche mit Teppichbelag das „Mittel der Wahl“. Verbundestriche (oder auch Estriche auf Trennlage) werden ab 30 mm Höhe eingebaut.

Bei Gebäuden mit festen Raumeinteilungen und -zuordnungen sind schwimmende Estriche im Allgemeinen vorteilhafter. Sie erreichen sogar mit harten Oberbelägen einen guten vertikalen Schallschutz. Weil sie raumweise eingebaut werden, ist auch die horizontale Schall-Längsleitung unterbunden. Die Bauhöhe schwimmender Estriche beträgt mindestens etwa 50 mm für die Estrichplatte, zuzüglich der Dämmschicht-Dicke. Je nach Verkehrslast und nach dynamischer Beanspruchung kommen größere Estrich-Dicken zum Einbau. Beispiele sind das Gewicht eines Flügels und das „Walken“ des Bodens darunter beim Verfahren aber auch rhythmische Bewegungen und Tanzen beim Musikunterricht.

Teppichböden

Viele Störgeräusche entstehen auf dem Fußboden, aber längst nicht alle durch das Begehen. Im schulischen Bereich sind z. B. die Geräusche herunterfallender Stifte oder das Umkippen von Ranzen als weitere Geräuschquellen zu nennen, in Kindertageseinrichtungen sind es die Geräusche beim Spielen auf dem Boden. Häufig wird in diesem Zusammenhang das „Umfallen von Bauklötzen“ erwähnt.

Teppichböden sind immer wieder extrem nützlich, weil die Räume dann „leiser“ sind. Die Schallabsorption von Teppichböden, die für Bildungsbauten geeignet sind, ist relativ gering (ca. 6 bis 7 m² ersetzen 1 m² guter Decke). Aber wegen der deutlich geringeren Störgeräusche sind sie immer eine hervorragende Ergänzung der raumakustischen Maßnahmen. Bei den offenen Räumen neuer Lernkonzepte sind sie nach den inzwischen gewonnenen Erfahrungen unbedingt notwendig.

In vielen Unterrichtsräumen werden inzwischen Teppichböden eingesetzt. Ihr Schallabsorptionsgrad beträgt zwar nur etwa 15% mit vorrangig hochfrequenter Wirkung. Haupt-Aufgabe des Teppichs ist jedoch nicht so sehr die Nachhallzeit-Verkürzung, sondern die Störgeräusch-Vermeidung. Siehe weiter unten Abbildung 7.7.4. Das ist insbesondere für Personen mit Hörschädigung hilfreich. Hörsysteme blenden Störgeräusche erst nach einer kurzen Zeit des „Einschwingens“ aus, nicht aber den jeweils ersten Impuls.

Abbildung 7.7.1: Eingangshalle der „Elbschule“, Hamburg, mit Kugelgarn-Teppichboden während unterschiedlicher Nutzungen

Auch wenn Personen mit AVWS, ADHS oder ASS unterrichtet werden, sind Störgeräusche so gut wie möglich zu vermeiden. Sie sind häufig guthörend, aber ihnen gelingt bei Störgeräuschen die Verarbeitung der gehörten Sprache nicht. Bisweilen reagieren sie mit schreckhaften lautstarken Reaktionen und erheblicher Störung der anderen im Raum anwesenden Personen.

Es ist ja nun mal wissenschaftlich erwiesen
- und nicht mehr nur die Behauptung alter Omis -
dass Kinder es zum Lernen ruhig brauchen.

Aussage einer Schulleiterin

Gegen die Verlegung von Teppichböden in Klassenräumen und Kindertageseinrichtungen bestehen häufig aus Reinigungsgründen deutliche Vorbehalte. Dass diese Vorbehalte unbegründet sind, belegt die Veröffentlichung des Deutscher Allergiker- und Asthmatiker-Bundes Teppichboden ist besser für Allergiker. In den letzten Jahren hat sich das Material „Kugelgarn“ für Schulen und Kindertageseinrichtungen als besonders geeignet erwiesen.

Wenn bei Sanierungen/Ergänzungen ein Teppich eingebracht werden soll, dann ist zu bedenken, dass Nadelfilz beim Verkleben gewisse Spannungen erzeugt. Deshalb ist zunächst der Altbelag zu entfernen, der Kleber abzustoßen, der Estrich zu fräsen und neu zu spachteln. Erst danach ist ein Verkleben von Nadelfilz möglich. Kugelgarn ist dagegen spannungsfrei einzubringen, kann also nach einer Grundreinigung des Altbelages direkt verklebt werden. Das ist dann zeit- und kostengünstiger, was den etwas höheren Preis des Belages leicht ausgleicht. Auch selbstliegende Teppichfliesen sind erhältlich, sodass - bei Bedarf - auch ein Austauschen einzelner Fliesen möglich ist.

Wischfähige Bodenbeläge

In etlichen Räumen ist das Verlegen von Teppichen nicht möglich, weil die Böden aufgrund der Nutzung wischfähig sein müssen. Auf diesen Böden werden Nutzungs-Geräusche mit deutlich unterschiedlichen Schallpegeln erzeugt. Normgemäß lautet der Begriff „Gehschall-Emission“. Mehr dazu siehe weiter unten beim „Exkurs Gehschall“.

Der weitaus häufiger verwendete Begriff „Trittschall“ bezieht sich auf die Übertragung in andere Räume, meistens in den Raum unterhalb des zu beurteilenden Fußbodens. In diesem Fall befinden sich die Schallquelle und das Messmikrofon in verschiedenen Räumen.

Die Gehschall-Emission ist vorrangig (aber bei Weitem nicht nur) von der Härte des Bodenbelages abhängig. In der folgenden Auflistung sind die Oberbeläge mit zunehmendem Gehschall-Pegel aufgeführt. Hier ist also durch die richtige Wahl sehr viel an Lärmminderung möglich.

·     Kautschuk

·     Linoleum

·     PVC-Fliesen (im Altbestand noch anzutreffen)

·     Holz und Laminat

·     Hartbeläge aus Natur- oder Kunststein, Keramik und dergleichen

·     Vollflächig (z. B. auf Estrich) verklebte Böden sind etwas leiser,
   als die mit Hohlräumen darunter (z. B. auf Dielen oder Platten auf Lagerhölzern).

Längst nicht alle Geräusche entstehen am Fußboden durch das Begehen. Im schulischen Bereich sind z. B. die Geräusche herunterfallender Stifte oder das Umkippen von Ranzen als weitere Geräuschquellen zu nennen.

Ein ganz wesentlicher und häufiger Geräusch-Anteil entsteht durch das Hinstellen und Bewegen von Gestühl. Da Stühle im schulischen Bereich meistens zwischen 4 und 5 kg wiegen, werden sie deutlich häufiger geschoben als angehoben. Dann ist für die Geräusch-Entstehung nicht nur die Härte des Materials maßgebend, sondern zusätzlich auch die Struktur der Oberfläche.

In solchen Fällen verhalten sich z. B. mit stumpfem Stoß verlegte Hartbeläge (eine ebene Verlegung vorausgesetzt) etwas leiser als solche mit Fugen. Das betrifft beispielsweise die Fußböden in Mensen. In Kindertageseinrichtungen und Schulen wird bisweilen aus Kostengründen Laminat verlegt. Bei Böden mit Holz-Imitation ist oft auch eine Struktur eingeprägt. Dann sind selbst mit Filz-Gleitern versehene Stühle nicht „leise“ und die Lautstärke differiert nochmals in Abhängigkeit von der Schieberichtung längs zur Struktur oder quer dazu. Auch ist der Verschleiß der Filz-Gleiter bei diesen Böden mit Struktur etwas höher.

 

 

 

 

 

Abbildung 7.7.2

Laminat-Bodenbelag 

mit Holz-Optik und Struktur, 

kaum zu sehen, aber gut zu fühlen und sehr gut (im Verhältnis zu glatten Belägen) zu hören, wenn Stühle darauf geschoben werden

Exkurs Gehschall

Der „Gehschall“ ist eine Kenngröße für den im eigenen Raum beim Gehen erzeugten Schallpegel. Er wird im Prüfstand nach DIN EN 16205 „Messung von Gehschall auf Fußböden im Prüfstand“ auf einer sogenannten „Bezugs-Betondecke“ ermittelt. Dabei befinden sich die Schallquelle (das Norm-Hammerwerk) und das Messmikrofon im selben Raum. Normgemäß werden die RWS-Messwerte (radiated walking sound) mit wissenschaftlicher Korrektheit als „empfundene Lautheit“ in Sone angegeben.

Trotz intensiver Suche im Internet waren bisher keine Hersteller-Angaben zu diesen Pegeln zu finden. Um den Leserinnen die erheblichen Pegel-Unterschiede zwischen harten und weichen Oberflächen zu demonstrieren, wurden „auf die Schnelle“ im eigenen Haus ein Fliesenfußboden, ein verklebter Parkettboden und ein Teppichboden mit dem Normhammerwerk angeregt und in jeweils 1.0 m Abstand vom Hammerwerk die Schallpegel gemessen. Ein lose verlegter Laminatboden bzw. Linoleum- oder Kautschuk-Böden standen nicht zur Verfügung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 7.7.3

Norm-Hammerwerk auf dem 

untersuchten Parkett-Fußboden

Abbildung 7.7.4: Schallpegel vom Norm-Hammerwerk auf Fliesen (schwarz), verklebtem Parkett (blau) und Teppich (orange), links unbewertetes und rechts A-bewertetes Schallpegelspektrum

Beim Fliesenfußboden ist der Bereich der größten Ohr-Empfindsamkeit zwischen 1000 Hz und 4000 Hz am lautesten. Die Sprachverständlichkeit wird am meisten gestört. Bei Parkett liegt der lauteste Bereich etwa eine Oktave tiefer; auch hier gibt es noch deutliche Störungen der Sprachverständlichkeit. Ganz anders ist die Situation bei Teppich. Zwar ist der Gesamtpegel dort wegen der noch vorhandenen tieffrequenten Anteile nur um 14 dB kleiner, aber in dem für die Sprachverständlichkeit wichtigen Bereich liegen die Hammerwerk-Pegel etwa 40 dB niedriger.

Selbst wenn diese Messungen „auf die Schnelle“ und mit einer nur geringen Material-Auswahl erfolgten, so ist beim Vergleich untereinander doch die herausragende Wirkung von Teppichböden gut zu erkennen. Bei passenden Gelegenheiten wird weiter gemessen!

Sporthallen-Böden

Der flächen-elastische Sportboden besteht aus einem 4 mm dicken Linoleum-Oberbelag auf einer 12 mm bis 18 mm dicken Trägerplatte. Flächenelastische Böden können, z. B. für Tanzsport oder Ballett, auch mit Parkett belegt werden.

Der kombi-elastische Sportboden hat eine „weiche“ Oberschicht, z. B. 2 mm PU-Beschichtung auf 3 mm Verbundschaum, welcher auf die lastverteilende Trägerplatte aufgebracht wird.

Beide Arten von Oberböden werden mit ihrer Trägerplatte entweder auf eine elastische Konstruktion aufgelagert, oder auf eine elastische Schicht, z. B. 20 mm PU-Verbund­schaum. Die elastische Konstruktion besteht aus drei jeweils knapp 20 mm dicken Federbrettlagen auf „Klötzen“ aus 10 mm Verbundschaum. Weiterhin sind bei beiden Aufbauten (bei Bedarf) Maßnahmen zum Wärmeschutz einzuplanen. Nach diesen Höhenangaben erfordert der kombi-elastische Boden auf elastischer Konstruktion mit etwa 90 mm die größte Höhe.

Schließlich ist auch ein kombi-elastischer Boden aus Linoleum auf einer Schaumstoffschicht erhältlich. Er hat eine Gesamthöhe von weniger als 20 mm.

Zusätzlich ist bei Sporthallenböden nach E DIN 18032-1, Kapitel 5.2.1, zu beachten:

Sofern Sporträume auch für außersportliche Zwecke genutzt werden (Mehrzwecknutzung), sind geeignete Sportböden mit Oberbelägen zu wählen, die vom Hersteller explizit auch für eine Mehrzwecknutzung freigegeben sind, oder Schutzbeläge für die Sportböden vorzuhalten.

Untersuchungen zur Geräusch-Entwicklung

Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik hat im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft die Geräuschentwicklung von fünf unterschiedlichen Konstruktionen von Sporthallenböden und Maßnahmen zu deren Minderung untersucht. 2017 wurde der Abschluss-Bericht „Verbesserung der akustischen Eigenschaften von Sporthallenböden“ veröffentlicht. Die wesentliche Schlussfolgerung lautet:

Es sei hier betont, dass mit den nun vorliegenden Ergebnissen keine akustisch begründete (Vor-) Auswahl oder gar Rangliste bestimmter Bodensysteme vorgenommen werden kann. Diese Auswahl bleibt nach wie vor den sport- und sicherheitsfunktionalen Zielvorgaben vorbehalten, d.h. die Priorität muss auf Nutzung und Nutzer, auf Betrieb und Betreiber zurückgehen. Mit dem Forschungsvorhaben wurde versucht, akustische Verbesserungen an Sportböden im Kontext der ganzheitlichen Gestaltung anzubieten. Der ganzheitliche Blick sollte dabei auch die kombinierte Betrachtung mit der typischen Geräuschentwicklung und der Raumakustik in Sporthallen einschließen.

Bei Maßnahmen zur Beeinflussung der akustischen Bodeneigenschaften ist zu beachten, dass sich die Bodensysteme in puncto Schallabstrahlung (Summenschallpegel) um 3 bis 4 dB unterscheiden. Davon trägt der Oberbelag mit ca. 0,5 bis 1 dB bei. Eine schalldämpfende Hohlraumfüllung bewirkt ca. 1 dB Pegelreduktion und mit der Bedämpfung samt Masseerhöhung der lastverteilenden Platte lassen sich ca. 2 dB Schallpegelminderung erreichen. Grundsätzlich sind Maßnahmen zur Reduzierung der Schallabstrahlung auch für die Beeinflussung der Körperschallausbreitung relevant.

Quintessenz dieser Untersuchungen: „Viel Lärm um fast nichts…“

Schwingböden mit Vibrationsübertragung

In Bildungseinrichtungen für Personen mit Hörschädigung wird bisweilen für den Musikraum oder die Bühne ein Schwingboden mit Vibrationsübertragung gewünscht. Die Rückmeldungen aus fertiggestellten Objekten sind aber nicht so euphorisch, wie die Versprechungen dazu…

In Einzelfällen wurde ein leistungsstarker Subwoofer (spezieller Tiefton-Lautsprecher) unter dem hölzernen Bühnenfußboden installiert, um diesen zu Vibrationen anzuregen. Positive Rückmeldungen dazu liegen bisher nur von den Installierenden vor, nicht von den Nutzerinnen. Nach den Informationen zu Ganzkörper-Schwingungen des sehr renommierten Messgeräte-Herstellers Brüel & Kjaer reagiert der menschliche Körper in Längsrichtung (Fuß–Kopf) im Frequenz-bereich von 4 bis 8 Hz am empfindlichsten, während er in Querrichtung zwischen 1 und 2 Hz die größte Empfindlichkeit zeigt. Dort ist auch ein Diagramm aus ISO 2631 abgebildet. Wenn man Vibrationen des Bühnenfußbodens gut fühlbar machen will, dann muss solch ein Subwoofer also im Bereich zwischen 2 und 10 Hz gut abstrahlen. Bei sehr leistungsstarken Produkte liegt die untere Grenzfrequenz bei 35 bis 40 Hz. Das reicht nicht.                                                                                               Abbildung 7.7.5:

Fühlbarkeit von Ganzkörper-Schwingungen nach ISO 2631

Was ist bei Bodenbelägen zu beachten?

- Teppichböden sind in Bezug auf geringe Geräuschentstehung
  das „Mittel der Wahl“
- etwas teurere Teppichböden sind gut zu reinigen und extrem dauerhaft

- bei wischfähigen Böden ist die Geräuschentstehung
  stark vom Material abhängig
- eine Auswahl der Bodenbeläge nach Optik ist akustisch meist wenig hilfreich

- bei Laminat-Belägen mit Holz-Optik ist oft eine Struktur eingeprägt,
  auf der Stühle
lauter schurren als auf glatten Belägen

- bei Sporthallen-Böden ist die Auswahl nach Art der Nutzung zu treffen,
  Laborversuche zur Pegelminderung haben kaum Wirkung gezeigt

- vibrationstransmittierende Schwingböden (Tanz-Parkett) sind für eine
  Übertragung
des Rhythmus an Personen mit starker Hörschädigung
  nach den derzeitigen
Kenntnissen „nicht so wirksam“

 

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Stand 2025-03-22