7.9 Beleuchtung
Zu Licht und Beleuchtung gibt es mindestens so viel zu sagen oder zu schreiben, wie zur Akustik (vielleicht sogar noch mehr). Deshalb ist dazu auf spezielle Veröffentlichungen zu verweisen. In Bezug auf moderne Schulbauten und neue Lernkonzepte bin ich auf https://schulbauopensource.de/planungsthemen-von-a-z/beleuchtung/weimar-beleuchtung?slide=1 gestoßen. Jede Planerin tut gut daran, sich auch dort zu informieren…
Häufig werden bei der Erneuerung von Decken aus raumakustischen Gründen, z. B. zur Integration von Kindern mit Hörschädigung, auch die Lampen ausgetauscht und neue direkt in die Decke integriert. Sie machen etwa 5% der Deckenfläche aus, kosten aber meistens genauso viel wie die übrigen 95% der Akustikdecke. Das soll sich über die Energieeinsparung aber wieder amortisieren… (Aber die viel schnellere Amortisierung von raumakustischen Maßnahmen wird fast nie verraten. Die das genauer wissen wollen, gehen schnell mal zwischendrin zu Kapitel 3.3.)
Welche Vorteile solche neuen Leuchten in Räumen mit „klassischer“ Möblierung in Bezug auf die Möglichkeiten des Absehens vom Mund haben können, zeigen die beiden folgenden (inzwischen auch nicht mehr ganz neuen) Fotos von Klassenräumen mit bisheriger und mit neuer Decke.
Abbildung 7.9.1: Klassenräume derselben Schule mit bisheriger und erneuerter Decke; am Fenster erkennt man die Abhänge-Höhe, über der Tafel den Absorber-Fries und die integrierten Leuchten blenden nicht mehr © Rockfon
Moderne Leuchtmittel haben bei geringem Energiebedarf eine hohe Lichtausbeute. Wird diese allseitig abgestrahlt, wie z. B. in Abbildung 7.6.1 links bei Leuchtstofflampen, so kann das zur Blendung und damit zu Beeinträchtigungen beim „Blick nach vorne“ führen. mit der Rasterleuchte nach Abbildung 7.6.1 rechts wird das vermieden. Die gleiche Gefahr besteht jetzt auch bei LED-Leuchten, wie das Beispiel in Abbildung 7.9.2 links zeigt.
Bereits 2018 hat die „blista“ in Marburg (Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.) LED-Leuchten mit einem Mikro-Prismenraster verwendet, wie es in Abbildung 7.9.2 rechts abgebildet ist. Damit wird die Blendwirkung deutlich verringert.
Abbildung 7.9.2: Klassenraum von 2023 mit LED-Langfeld-Leuchten (links), hier tritt wieder Blendung auf; Mikro-Prismenraster an der Unterseite einer LED-Leuchte verringert die Blendung erheblich (rechts); zum besseren Erkennen bitte 2x auf das Bild klicken
Die „klassische“ Schulraum-Beleuchtung geht von einer auch „klassischen“ Aufstellung des Mobiliars mit zwei Tischen nebeneinander und zwei Gangbereichen dazwischen aus, siehe Abbildung 7.9.1. Auch bei einer Aufstellung der Tische in U-Form, wie in Abbildung 7.9.2 links ist das möglich. Bei der Anordnung der Möbel in Gruppen oder für die Einzelarbeit mit Ausrichtung nach außen muss man genauer überlegen. Ungünstig ist, wenn der eigene Körper Schatten wirft.
Hilfreich ist dazu, wenn bereits in der „Phase Null“ die Nutzerinnen um Vorschläge zur Aufstellung des Mobiliars gebeten werden. Ein Grundriss 1:20 und maßstäbliche Möbel als „Ausschneidebogen“ können dabei hilfreich sein.
Abbildung 7.9.3: Vorschläge von Lehrerinnen einer Grundschule zur Anordnung von Möbeln für 26 Schülerinnen, teilweise unter Berücksichtigung einer „Kuschelecke“;
bei der „klassischen“ Aufstellung war eine Beleuchtung in zwei Reihen möglich (ganz links),
bei allen anderen Aufstellungen sind drei Reihen günstiger
In ASR A3.4 Beleuchtungsanforderungen für Arbeitsräume, Anhang 1, und in DIN EN 12464 Licht und Beleuchtung, Tabelle 6.36, gehen von einem konventionellen Raumprogramm aus (»ein Ort – eine Nutzung«) sowie der Organisation eines Klassenraums mit Tafelwand. ASR A3.4 gibt für Grund- und weiterführende Schulen eine Beleuchtungsstärke von 300 lx vor; DIN EN 12464 fordert für weiterführende Schulen einen höheren Wert von 500 lx.
Neuere pädagogische Konzepte und das Arbeiten in Clustern und Lernlandschaften erfordern dagegen eine höhere Flexibilität der Räume. Diese sollte sich auch in dem Beleuchtungskonzept widerspiegeln. Generell muss im Bedarfsfall durch Einzelleuchten individuell angepasst und erhöht werden können. Degenhardt (2024) nennt z. B. für Personen mit Sehschädigung eine Anforderung von 1.000 lx.
(Erläuterung: Bei einer höheren Beleuchtungsstärke verengt sich die Pupille und die Tiefenschärfe nimmt zu. Das erleichtert das Erkennen.)
Für entsprechende Zusatzbeleuchtungen und/oder Lesegeräte werden an dazu passenden Orten Steckdosen benötigt. Auch benötigen etliche persönliche Hilfsmittel, z. B. die Mikrofone und Empfängen von Funk-Übertragungsanlagen, Steckplätze für die Ladegeräte.
Beide Regelwerke fordern für den Tafelbereich einen Wert von 500 lx. Neuere Raumkonzepte sind jedoch meistens multidirektional aufgebaut. Dann dienen möglichst viele Wandflächen als Präsentations- oder Projektionsflächen. Digitale, selbstleuchtende Präsentationsmedien benötigen ohnehin keine höheren Beleuchtungsstärken mehr. Vielmehr ist eine Möglichkeit zur Verdunkelung vorzusehen.
Entscheidend für die Verwendung von digitalen Präsentationsmedien ist die vorrausschauende, nutzungsspezifische Planung von Steckdosen und ggf. Datendosen im Raum. Hierzu können Kabelkanäle hilfreich sein, in deren Blenden man sehr einfach Steckdosen nachrüsten kann. Die Elektroplanerinnen sollten sich aber dessen bewusst sein, dass die (meist weißen) Kabelkanäle sehr auffällig sind und deshalb die innenarchitektonische Raumgestaltung sehr stören können. Eine frühzeitige Abstimmung mit zeichnerischer Darstellung vermeidet Konfliktpotenzial. Ein in diesem Sinne „nicht ganz so gut geglücktes“ Beispiel zeigt die Abbildung 7.9.2 links.
Die obigen Texte habe ich zum Teil (damit sie allen Leserinnen direkt zugänglich sind) bei Schulbauopensource „entlehnt“. Für weitere Hinweise bezüglich
· Vorgaben zur Gleichmäßigkeit vs. individuelle Raumsituationen
· Vorgaben zur Gleichmäßigkeit vs. Bistro-Atmosphäre
bitte dort nachlesen (es lohnt sich!).
Bei Gesprächen mit den Nutzerinnen hat sich herausgestellt, dass eine „vollautomatische“ Steuerung der Beleuchtung zwar energiesparender sein mag, dass aber ein individuelles
Schalten und Regeln der Lichtsituation unabdingbar ist. Beanstandet wurde einerseits, dass bei einer aktiven Verdunkelung des Raumes automatisch das Licht einschaltet, und andererseits, dass in
Räumen auf der Nordseite das Licht ausschaltet, sobald der Raum bei Öffnung der Tür kurzzeitig Fremdlicht von Süden erhält. Gleiches gilt, wenn die Räume Oberlichter zu den Fluren
erhalten.
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