Gibt es akustische Täuschungen?

Foto eines Textes, der aus Buchstaben und Ziffern besteht

 

Nicht nur den Begriff der optischen Täuschung gibt es, sondern auch vielfältige Beispiele dafür. Aber das akustische Pendant sucht man vergebens. Den rechts abgebildeten Text, bei dem viele Buchstaben durch ähnlich aussehende Ziffern ersetzt sind, können Sie gut lesen, obwohl er zum großen Teil doch gar nicht aus Buchstaben besteht. Unser Auge liest einfach darüber hinweg. Würde der Text von einem Reader vorgelesen, so würde unser Ohr das Kauderwelsch sofort bemerken.

 

Und acuh mit dem flogneedn Txet hbean
Sie biem Leesn (fsat) kniee Porbmele:

Afugrnud enier Sduite an enier Elingshcen Unvirestiät ist es eagl, in wlehcer Rienhnelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen, das enizg wcihitge dbaei ist, dsas der estre und ltzete Bcuhtsbae am rcihgiten Paltz snid. Der Rset knan ttolaer Bölsdinn sien, und du knasnt es torztedm onhe Porbelme lseen. Das ghet dseahlb, wiel wir nchit Bcuhtsbae für Bcubtshae enizlen lseen, snodren Wröetr als Gnaezs.

 

Einige "akustische Täuschungen" sind eigentlich nur Missverständnisse. Dass diese bei "Fremd-Sprachlern" besonders häufig sind, zeige ich Ihnen an drei ursprünglich (nieder-) plattdeutschen Redewendungen bzw. Wörtern.

Foto von Zeesenboot Tina aus Wustrow
Zeesenboot Tina aus Wustrow

Moin: Den ganzen Tag lang "Guten Morgen"?

Nein, mitnichten! Und das in einigen Gegenden übliche moin-moin bedeutet auch nicht, dass ich morgen etwas morgen (von heute an erst also übermorgen) machen werde. Moin ist die plattdeutsche Kurzform des aus dem holländischen (mooi = gut) entlehnten "Mojen Dag un mojen Wind!" Man wünsche sich also guten Tag und guten Wind. Der Wind war mooi, wenn er stetig von der Seite oder schräg von achtern kam. Dann kam man beim Segeln gut voran, ohne kreuzen zu müssen.

Foto eines Rapsfeldes im Sonnenschein

Alles Aufessen: Dann gibt es morgen gutes Wetter?

"Eet man allns op; morgen gifft Godet wedder." So hieß die Aufforderung, tüchtig zuzulangen. Bitte beachten Sie die Groß- und Kleinschreibung der beiden letzten Wörter. "Iss man alles auf; morgen gibt es Gutes wieder." Mark di: "Morgen gifft Godet wedder."

is wat anners as "Morgen gifft godet Wedder."

 

doov = doof? Mitnichten!!!

Eigentlich ist "doov" das niederdeutsche Wort für "taub". Auch in NL, DK, NO und SE gibt es gleichartige Bezeichnungen (doof, døv, döv). Die andere Bedeutung ergibt sich daher, dass taube Menschen früher, als es noch keine angemessenen Schulen für sie gab, häufig auch für geistig behindert gehalten wurden. "De doove Kerl" ist also keinesfalls "der doofe Mann", sondern "der taube Mann". Wenn taube Menschen mit und "Normalos" nur eingeschränkt kommunizieren können, dann liegt das auch daran, dass wir deren Muttersprache, die Gebärdensprache nicht beherrschen.

Und noch eine kleine Warnung:

Schwerhörende Menschen ohne angemessene Versorgung mit Hörgeräten bekommen viele Informationen nicht mehr mit. Wenn dann auch noch ein Sehverlust hinzukommt, wird's noch schlimmer. Beides erhöht die Gefahr der Demenz und damit des Übergangs von "doov" zu "doof".